Die spanischen Banken haben mit ihrer in Beton gegossenen Spekulation das Land in die Krise getrieben. Jetzt bekommen sie dafür 100 Milliarden. Das grenzt an Betrug
Land der Wohnungen ohne Menschen und der Menschen ohne Wohnungen.
Die Wurzel der spanischen Krise ist die Immobilienblase, die sich seit 2000 aufbaute. Sagenhafte 20 Prozent Preissteigerungen verzeichneten Wohnungen und Häuser damals Jahr für Jahr – und es wurde gebaut und gekauft wie wild. Nicht um in den Häusern zu wohnen, sondern um sie wieder zu verkaufen. 800.000 Ferienwohnungen pro Jahr und Hunderte Golfplätze klotzten die Bauunternehmen an die spanischen Küsten, die nun aussehen wie nach einem Tsunami aus Beton, und bis weit ins Hinterland: Kein Fleck blieb verschont, kein Widmungsplan eingehalten. Und die Häuser? Stehen leer.
Banken, Bauunternehmer, Spekulanten und der Staat verdienten gut am zerstörerischen Bauboom. Politiker waren entweder selbst mit von der Partie oder drückten alle Augen zu. Selbst als schon lange klar war, dass die Blase bald platzen muss, wurde weiter gebaut und verkauft. Der IWF warnte schon 2006, dass dies den Euro in Gefahr bringen wird. Die Banken und Sparkassen haben diesen Irrsinn nicht nur finanziert: Sie waren bei allen großen Projekten Teil der Baukonsortien. Sie haben nicht nur die Kredite verklopft, sondern auch die Wohnungen direkt verkauft: Erst an Großanleger, wie etwa amerikanische Pensionsfonds. Dann, als es diesen zu heiß wurde, an jeden, der ihnen in die Hände geriet.
2006, als ich über die Immo-Blase an der Küste von Alicante recherchierte, wurde selbst ein Interview in einer geplanten Mega-Siedlung zum Verkaufsgespräch: 4.000 Euro, drängten Bankberater und Verkäufer, würden für die Anzahlung einer Wohnung genügen. Nur der Rahmen meiner Kreditkarte. Ich könnte sofort unterschreiben und eine Wohnung um 200.000 Euro kaufen. Den Kredit müsse ich erst in drei Jahren zu zahlen beginnen – oder gar nicht: Bei Baubeginn ein Jahr später werde der Preis bei 240.000 Euro liegen, und ich könnte mit 40.000 Euro Gewinn verkaufen, ohne eine Rate bezahlt zu haben. Die angebotene Wohnung hatte nur ein Zimmer. Sie wurde nie gebaut.
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